Interview mit „Bilder vom Leben“

„Wer bist du Franzi und dürfen dich deine Kunden duzen?“

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Am 13. März 2016 war Christina Heinig bei Franziska Bonheger für ein Interview zu Gast.
Franziska Bonheger ist freie Traurednerin in Franken. Franziska kommt aus Ansbach und ich bin wirklich begeistert von ihrer Art, gemeinsam mit den Brautpaaren, deren schönsten Tag zu gestalten. Danke liebe Franzi, dass ich dich mit Fragen löchern durfte. Ich hoffe, liebe Brautpaare, hier findet ihr viele interessante Informationen und lernt Franzi ein bisschen näher kennen. Viel Spaß beim lesen:

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Wer bist du Franzi und dürfen dich deine Kunden duzen?

Ich bin freie Traurednerin und wenn ich nach den Einschätzungen meiner lieben Mitmenschen gehe, bin ich wohl (meist auch ungewollt) ziemlich witzig, ein wenig verrückt und sehr aufgeschlossen (!) – eine wichtige Voraussetzung für diesen Beruf. Ich lasse mich bei jeder Begegnung mit einem Paar auf etwas Neues ein. Ich darf nie davon ausgehen, dass „Paar X ja so ähnlich wie Paar Y ist“ und ich daher bereits weiß, in welche Richtung ihre Trauung gehen wird! Das ist der größte Fehler, den man machen könnte und genau das ist auch das spannende an meiner Tätigkeit als freie Traurednerin. Jedes Paar ist anders und daher wird auch keine Trauung wie die andere!

Spätestens beim ersten Zusammentreffen – dem Kennenlernen – biete ich dem Paar immer das „Du“ an. Schließlich sollen die beiden mich nicht als Geschäftspartner ansehen, sondern als einen Menschen, dem Sie ihre Geschichte gerne erzählen, ja anvertrauen!

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Wie kommt man dazu freie Traurednerin zu werden?

Das Schicksal hat mich dazu gebracht – oder in diesem Fall ein befreundetes Paar der Familie. Sie waren auf der Suche nach einem freien Redner. Ihre Suche nach einer geeigneten Person verlief jedoch ins Leere. Zu dieser Zeit befand ich mich noch im Studium. Da ich Evangelische Theologie studierte kamen sie auf mich zu. Vielleicht weil viele Redner ehemalige Pfarrer oder Priester sind. Und dann war es um mich geschehen. Ich habe mich in diese Tätigkeit verliebt. Und ich glaube, das spiegelt sich auch in meinen Trauungen wieder.

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Wie viele Monate vor der Hochzeit sollte man Kontakt mit dir aufnehmen?

Je eher, desto besser, um nicht mit einer Absage rechnen zu müssen, weil der Wunschtermin vielleicht bereits vergeben ist. Besonders die typischen Hochzeitsmonate Mai bis September sind einfach wahnsinnig beliebt. Das werden wohl alle Hochzeitsdienstleister so bestätigen können. Und dann darf man natürlich nicht die Vorbereitung außer Acht lassen, die mit so einer Trauung verbunden ist. Es folgen Treffen, es folgen Aufgaben – all das bedarf Zeit. In Ausnahmefällen nehme ich auch gerne mal kurzfristig eine Trauung entgegen. Ich kann auch ganz gut unter Druck arbeiten. ;)

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Muss sich das Paar auch vorbereiten, bevor ihr euch das erste Mal trefft?

Beim ersten Treffen noch nicht. Da lernen wir uns erst einmal kennen. Das Paar soll entscheiden, ob es sich überhaupt vorstellen kann, mich als freie Rednerin zu buchen. Ich gebe ihnen die Möglichkeit, mich und meine Arbeitsweise kennen zu lernen. Außerdem können sie schauen, gefällt ihnen meine Stimme überhaupt, passt meine Art zu ihrer, gefällt ihnen, was ich über die Trauung erzähle. Sie dürfen mich löchern. Anfangs habe ich mich gewundert, dass vor allem die Männer oft sehr genau nachhaken, wie jetzt dieses oder jenes abläuft etc.. Aber irgendwie ganz logisch… Frauen, so bald sie wissen: „Wir heiraten jetzt“, entwickeln so eine Dynamik, was die Vorbereitungen angeht, da wird dann nicht mehr geschaut „brauchen wir das nun oder nicht“, und Männer gehen da einfach pragmatischer an die Sache – einer muss ja den Überblick behalten. :) Und nicht allzu selten sind Frauen auch die Initiatoren, die sagen, „Ich, äh wir möchten eine freie Trauung“. Da gilt es, die Männer erst davon zu überzeugen. :)

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Wie bereitest du dich auf eine Trauung vor?

Ich lese immer und immer wieder die Geschichte der beiden durch und versuche diese nachzuempfinden. Zu Beginn bekommt das Paar von mir nämlich ein paar Fragen, damit ich etwas über die beiden erfahre. Diese Fragen sind sehr offen gehalten. Umso spannender ist, was die Paare daraus machen.

Bei dem Treffen, das dann folgt, beobachte ich die beiden noch einmal genau und höre vor allem auf die Worte, die nicht gesagt werden…Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wie die Paare so „ticken“.

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Welches war dein schönster Moment bei einer Trauung?

Ehrlich gesagt kann ich das bisher gar nicht so sehr an einem Moment fest machen. Was ich schön finde, ist der Moment vor der Trauung, wenn die Familien oder Freunde noch damit beschäftig sind, die letzten Vorbereitungen zu treffen, das alles passt für das große Ereignis. Es erfreut mich wirklich, wenn ich sehe, wie alle zusammen helfen und einfach freudig und aufgeregt warten, dass es gleich losgeht. Während der Trauung selbst sind es die Reaktionen in den Gesichtern des Brautpaares oder der Gäste, wenn ich sehe, wie sie lachen oder sich Tränen von den Augen wischen und ich weiß, dass sie das, was ich sage, berührt. Und nach der Trauung sind es die Worte der Gäste. Wenn z.B. die Oma oder der Opa auf mich zukommen, meine Hand nehmen und sagen, dass sie schon viele Hochzeiten gesehen haben, aber das die schönste Trauung war, die sie je miterlebt haben…

Welches der ergreifendste?

Die für mich ergreifendsten Momente sind die, in denen ich nichts sage. Wenn die Sängerin oder der Sänger ein Lied singen oder die Musik spielt. Oder etwa, wenn sich das Paar ein persönliches Eheversprechen gibt.

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Was denkst du über die große Liebe?

Heute weiß ich: Die große Liebe ist mehr als nur ein Gefühl. Viel zu oft denken wir immer, die große Liebe heißt, es gibt da diesen einen Menschen, der bei uns ein Gefühlsfeuerwerk auslöst, bei dem wir ein Leben lang Schmetterlinge im Bauch haben und mit dem es nie zu Problemen kommen wird. Am Anfang einer Beziehung stimmt das auch. Aber dieses Gefühl ist (in den seltensten Fällen) von Dauer. Es geht vorbei. Dann kommt vielleicht bei dem ein oder anderen die Ernüchterung. Jeder hat bestimmt seine eigene Definition davon, was die große Liebe ist. Meiner Meinung nach, und das mag jetzt sehr unromantisch klingen für eine freie Traurednerin, ist Liebe auch immer Arbeit – selbstverständlich auf beiden Seiten! Diese nimmt man aber gerne in Kauf, wenn einem der Mensch wichtig ist. Dazu habe ich kürzlich eine interessante Studie gelesen…Ein Paar verbringt mittlerweile gut ein Jahr damit, für die Hochzeit zu planen, jedoch kaum ein Paar würde solange auch an der Beziehung arbeiten…

Vielen Dank für Deinen Besuch, liebe Christina. Es war mir eine Ehre. :)

Zur Website von Christina Heinig, Fotografie – Bilder vom Leben